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Lyrik [deutsch - russisch]

Briefe an einen römischen Freund Aus Martial

Herbst wird hier, Posthum, und alles rings verändern.

Wie erregend ist der Wandel dieser Farben,

mehr als deiner Liebsten wechselnde Gewänder.

 

Eine Grenze haben alle Mädchenreize.

Mehr als Arm und Kniee läßt sie selten sehen.

Schöner ist das Schöne außerhalb des Leibes:

streicheln ist unmöglich – und auch fremd zu gehen.

 

***

 

Dieses Buch anbei, Posthum, wird dich vergnügen.

Gibt`s in Rom was Neues? Liegt man weich zum Schlafe?

Wie geht`s Caesar? Seinen Plänen? Gibt‘s Intrigen?

Wohl gibt‘s noch Intrigen, ja und Freßgelage.

 

Sitze hier im Garten, werd‘ wohl lange wachen.

Keine Menschenstimme, die die Nacht erschreckten.

Statt der Starken dieser Welt und ihrer Schwachen –

konsonantisches Gesumme von Insekten.

 

***

 

Hier begraben liegt ein Kaufmann. Lebenswandel

unscheinbar, doch tüchtig: die Geschäfte liefen.

Starb am Fieber bald. Aus Asien kam er, Handel

hier zu treiben, doch gewiß, Posthum, nicht diesen!

 

Gleich daneben fand ein Legionär den Frieden.

Für‘s Imperium erwarb er Ruhm in Schlachten.

Oft dem Tode nah, ist er als Greis verschieden.

Regeln gibt‘s auch hier nicht, höchstens zum Mißachten!

 

***

 

Sicher ist ein Huhn zum Fliegen nicht erkoren.

Doch Gefühl für Schmerz ist auch dem Huhn gegeben.

Wird man schon in dem Imperium geboren,

besser tief in der Provinz, am Meere leben.

 

Weit entfernt, Posthum, von Stürmen und Caesaren.

Mußt nicht hetzen, kriechen, noch zum Helden taugen.

Auch die Statthalter sind Gauner, wirst du sagen.

Mir sind Diebe lieber als die Blutaussauger.

 

***

 

Bis der Regen aufhört, willst du mit mir scherzen?

Einverstanden, nur das Feilschen laß, Hetäre!

Nimm was deinen Körper deckt: eine Sesterze.

Ach egal, daß sie für Schindeln nötig wäre.

 

Ich vertropfe, sagst du. Wo ist hier ein Flecken?

Daß ich Pfützen hinterließe – ganz unmöglich.

Such dir eben eine Gatten oder Recken,

der wird erst auf deine Decken tropfen täglich.

 

***

 

Schon den Rubikon des Lebens überschritten.

Sagt ein alter Sklave mir vor der Taverne:

Nur Ruinen sieht man, wenn wir rückwärts blicken.

Welch ein Satz – barbarisch, aber wahr im Kerne.

 

Heute war ich in den Bergen. Ganz erfolgreich.

Brachte viele Blumen mit, ihr Duft verführend.

Und Posthum, wie steht‘s in Lybien, oder wo gleich?

Ist es wahr, daß wir bis jetzt noch Krieg dort führen?

 

***

 

Kennst du noch, Posthum, die Schwester des Praetoren?

Eine Bohnenstange (sagten ihre Spötter).

Schliefst mit ihr mal… Priesterin ist sie geworden,

Priesterin, Posthumus, und verkehrt mit Göttern.

 

Komm zu mir. Gemeinsam laß am Wein uns laben.

Brot und Früchte. Du erzählst mir Neuigkeiten.

Und, wenn wir dann unter‘m freien Himmel lagern,

sag ich dir, wie all die Sternenbilder heißen.

 

***

 

Bald Posthum, wird‘ ich, der Vers um Vers vermehrte,

alte Schulden bei der Substraktion begleichen.

Nimm die kleine Summe, die ich nicht verzehrte

unter‘m Kissen: für‘s Begräbnis wird es reichen.

 

Sollst, mein Freund, auf deiner schwarzen Stute reiten

zum Hetärenhause, außerhalb der Mauern.

Zahle ihnen jenen Preis, für den sie‘s treiben,

daß sie für denselben Preis mich laut betrauern.

 

***

 

Grün des Lorbeers, in ein Zittern übergehend.

Ein verstaubtes kleines Fenster, Türe offen,

wo ein leeres Bett, ein Stuhl verlassen stehen.

Und mit Mittagssonne vollgesaugte Stoffe.

 

Lärm des Pontos hinter schwarz umrißnen Pinien.

Wind und Schiff am Kap, die ihre Kräfte messen.

Auf der spröden, alten Holzbank – Maior Plinius.

Eine Drossel singt im Dickicht der Zypressen.

 

 

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