In den Stunden tiefer Schlaflosigkeit

Wecken Sie mich in der Nacht und fragen Sie mich, welcher ägyptische Pharao früher regiert hat: Djoser Netjeri-chet oder Neferirkare Kakai. Und ich werde ohne Zögern antworten, dass ich keine Ahnung habe und mich das noch nie interessierte. Mehr noch, ich füge hinzu, dass man wegen eines solchen Blödsinns doch keinen alten Mann hätte wecken dürfen, der irgendwie eingeschlafen war, nachdem er sich ungefähr zwei Stunden lang von einer Seite auf die andere gewälzt hatte.

Nun, wenn man mich schon mal geweckt hat, dann nutze ich die Gelegenheit und teile mit, dass ich unlängst die Bestimmung der Schlaflosigkeit bei alten Leuten entdeckt habe. Vor mir war die Menschheit überzeugt, dass die Schlaflosigkeit keinerlei Sinn hat: Okay, der Alte schläft nicht und dann soll er halt nicht schlafen. Er muss ja morgens nicht zur Bank oder Werkbank. Ihm geschieht schon nichts, tagsüber döst er ein bisschen.

Denkste! Es gibt einen Sinn in der Schlaflosigkeit alter Leute, und er ist ganz offensichtlich. Sie ist dafür vorgesehen, damit du alter Knacker da liegst und wenigstens ein bisschen an dein sinnloses Leben denkst, dich an die Dummheiten erinnerst, die du angestellt hast, und an die Möglichkeiten, die du dir entgehen ließest. In der Hast des Alltags wird man kaum lange darüber nachdenken, aber nachts – was kannst du da machen: Lieg still und erinnere dich.

Man kann sich in schlaflosen Nächten an alles Mögliche erinnern und sich wundern: „War ich das wirklich? Sicher ist all das gar nicht mit mir geschehen.“ Nicht wenige wertvolle Gedanken kommen einem um diese Zeit in den maroden Kopf. Schade, dass am nächsten Morgen Episoden aus dem eigenen Leben noch im Gedächtnis haften, nicht aber die wertvollen Gedanken. Und man kann noch nicht mal beweisen, dass man sie wirklich hatte.